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Von Volkan,

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Zweieinhalb Jahre vor der WM im eigenen Land zieht Russland eine Transfersperre gegen türkische Fußballer durch. Auch ein deutscher Nationalspieler könnte davon betroffen werden. Die FIFA reagiert wachsweich.

Die FIFA war auch am Mittwoch ungerührt. "Der Countdown läuft!", verkündete sie auf ihrer Werbeseite zur Fußball-WM freudig, am Montag gab es 15 Prozent Nachlass auf alle Fanartikel zu Russland 2018, dem Prestigeobjekt. Dabei müsste der Weltverband vom Verhalten der Russen zweieinhalb Jahre vor der WM erschüttert sein.

Denn der künftige Gastgeber des weltweit größten Fußballfestes, angeführt von Verbandspräsident Witali Mutko, der in Personalunion Sportminister ist und auch im Exekutivkomitee der FIFA sitzt, will angesichts der politischen Spannungen keine türkischen Fußballer mehr im Lande sehen. Russische Vereine dürfen keine Türken verpflichten. Ein Unding.

Die FIFA, die normalerweise so rigoros gegen jedwede Einmischung der Politik in sportliche Belange vorgeht, reagiert darauf wachsweich. "Die FIFA beobachtet die Situation und mögliche Probleme genau und von Fall zu Fall, sollte es den Anschein haben, dass FIFA-Statuten oder -Regularien gebrochen werden", sagte ein Sprecher am Mittwoch.

Griechenland oder Nigeria beispielsweise waren für weniger gravierende Verstöße sogar zwischenzeitlich suspendiert worden. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will sich derzeit noch nicht zur Thematik äußern, der türkische Verband TFF ließ am Mittwoch eine Anfrage unbeantwortet.

Unterdessen erwägt der RFS sogar, seine Sanktionen auszuweiten. Eigentlich sollten derzeit in Russland spielende Türken eine Art Bestandsschutz haben, doch ihre Verträge verlängern dürfen sie wohl nicht. "Noch sind sie hier", sagt Mutko, "aber in Zukunft werden sie es nicht mehr sein." Und, auf Anfrage: "Die Sache wird überprüft und soll in den kommenden Tagen entschieden werden."

Ein Verbot der Vertragsverlängerung könnte dann auch Serdar Tasci betreffen. Der 14-malige deutsche Nationalspieler in Diensten von Spartak Moskau besitzt eine doppelte Staatsbürgerschaft. "Im Moment würden die Sanktionen weder Tasci noch Gökdeniz Karadeniz treffen. Aber das wird überprüft", sagte Mutko am Mittwoch.

Karadeniz, Nationalspieler von Rubin Kasan, ist neben Tasci (Vertrag bis 2017) der derzeit einzige Türke in der Eliteklasse Premjer Liga. Tasci war zunächst nicht zu erreichen, das Training am Mittwochmorgen brach er früh ab und ging zur Massage. Angeblich liegt ihm ein Angebot von Besiktas Istanbul vor.

Eigentlich fühlt sich der 28-Jährige recht wohl in Moskau. Es sei etwas ungewohnt, ja, und er vermisse das türkische Essen seiner Mutter, sagte er in einem Interview. Doch es sei ganz in Ordnung, Fußballer bei Spartak zu sein. Das hat sich nun geändert - seit dem Abschuss eines russischen Kampfbombers durch die Türkei in syrischem Grenzgebiet. Da ist es fast egal, dass ein ranghoher Politiker Döner als "ungesund und schädlich" geißelte.

Immerhin dürfen türkische Firmen, die an dem Bau der Stadien für die WM 2018 beteiligt sind, weitermachen - das liegt ja im nationalen Interesse. Ansonsten bleibt die Hoffnung, dass vieles nur Säbelrasseln ist. Einen Schatten auf seinem Prestigeprojekt 2018 wird sich das Riesenreich kaum leisten wollen.

Andererseits gab es bereits erste Konsequenzen. Lokomotive Moskau, Spartak Moskau oder auch Kuban Krasnodar werden zum Wintertrainingslager nicht in die Türkei fliegen. Dies wurde von Moskau "empfohlen", was einem Befehl gleichkommt. Tasci wurde dadurch um einen Besuch in der Heimat gebracht.

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Quelle: Russische Drohgebärde: „Noch sind die Türken hier“ | Sport - Frankfurter Rundschau
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